Wir sind tatsächlich auf Weltreise! So surreal der Gedanke für mich bis zum Vorabend der Abreise gewesen ist, tatsächlich ganze 102 Tage die Welt zu erkunden, so real fühlt es sich bereits am nächsten Tag an. Bis zum letzten Augenblick, früh am Montagmorgen, räume ich noch auf, putze Klo und Waschbecken (wenn wir auf der Reise sterben, soll ja keiner denken, „Hat Familie Flodder hier gewohnt?!“) entsorge Müll, stelle die Tonne raus... Ich komme gar nicht dazu, mich innerlich von Haus und Grundstück zu verabschieden, sondern steige einfach mit meinem Mann Olaf ins Taxi und lasse alles ganz unsentimental hinter mir.
Am Flughafen München verläuft alles reibungslos und der zwölfeinhalb Stunden andauernde Flug mit der Lufthansa nach dem Los Angeles ist - dank Komfort der Businessclass, intensiver iPad-Nutzung und ein paar Stunden Schlaf - recht kurzweilig. Dafür allerdings läuft nach der Ankunft in den Vereinigten Staaten von Amerika erst einmal nichts mehr glatt.
Wir verbringen am Los Angeles International Airport erst einmal geraume Zeit damit, uns in die Schlangen der Einreisewilligen einzureihen, an einem der zig Terminals im Namen der U.S. Customs and Border Protection unseren Pass einzuscannen, uns durch diverse Fragen zur Einfuhr von Geld und Gütern zu klicken, uns fotografieren und unsere Fingerabdrücke nehmen zu lassen, um dann wiederum geduldig anzustehen, bis wir von einem freundlich-nervigen Beamten mit diversen Fragen zum Zweck und Dauer unserer Reise, unseren vollständigen Namen und unserer beruflichen Situation gelöchert werden. Später bei der nächsten Kontrollstelle erneut die ein oder andere Frage von einem Beamten und dann dürfen wir uns endlich unbehelligt auf amerikanischem Boden bewegen.
Nachdem Olaf sich noch eine SIM-CARD zugelegt und sich mit Dollars eingedeckt hat, wollten wir endlich das Thema Mietwagen angehen - wir haben ja an dem Abend noch die Fahrt zu unserem ersten Etappenziel Palm Springs zu bewältigen. Die Mietwagenfirmen befinden sich in LA jedoch leider nicht direkt am Flughafen, sondern irgendwo in der Stadt. Wir wissen zwar, dass wir einen Rental Car-Shuttlebus nehmen müssen, der uns zum gebuchten Mietwagen bringt. Wir wissen allerdings nicht, dass nur bestimmte Busse uns zum richtigen Ziel bringen werden. Da gerade ein AVIS-Bus wartet, steigen wir in diesen ein. Als er uns wieder ausspuckt, begreifen wir unseren Fehler. Wir stehen auf einem riesigen AVIS-Gelände - von anderen Mietwagenfirmen keine Spur. Meinem Mann reißt erst mal die Hutschnur, was uns allerdings natürlich auch nicht weiterbringt. Wir müssen erst umständlich einen Shuttlebus zum Flughafen zurück nehmen und anschließend ein wenig orientierungslos durch die Gegend irren, bis wir in den richtigen Bus (Alamo!) steigen.
Es ist schon gegen 18 Uhr, als wir endlich mit unserem Chevrolet Impala in Richtung Palm Springs aufbrechen. Ich habe bei der Ankunft ja noch kurz mit dem Gedanken geliebäugelt, in LA zumindest noch kurz das Hollywood-Zeichen und eventuell den Walk of Fame abzuklappern, doch mittlerweile ist es dunkel geworden und wir aufgrund der neunstündigen Zeitverschiebung zunehmend müde. Wir wollen einfach nur noch so schnell wie möglich zu unserem 120 Meilen entfernten Hotel kommen. Dieser Wunsch geht jedoch leider nicht in Erfüllung, wir stecken nämlich sofort im Stau fest und brauchen gefühlte Ewigkeiten aus der Stadt hinaus. Olaf hält sich trotz der Müdigkeit tapfer und kämpft sich stoisch durch den Verkehr, wohingegen ich immer erfolgloser gegen meine Müdigkeit ankämpfe. Lautes Singen, Fenster runter, Cola trinken, an den Haaren ziehen - das alles hilft irgendwann nichts mehr, sodass ich immer wieder kurz wegdämmere.
Gegen 21.15 Uhr kommen wir dann endlich bei unserem Hotel La Serena Villas in Palm Springs an. Die Rezeption befindet sich in einem ebenerdigen weißen Bau mit farbenfrohem Interieur. Im Kamin prasselt ein Feuer und vertreibt ein wenig die kühle Luft, die durch die offenen Türen hereinströmt. Nach einem schnellen Check-In werden wir zu unserer Villa Nr. 16 geführt - ein großzügig dimensioniertes Häuschen mit Himmelbett, freistehender Badewanne und origineller (ein bisschen zusammengewürfelter) Einrichtung. Ich packe noch meinen Koffer aus und gegen 22:15 Uhr - also 07:15 Uhr deutscher Zeit - vergraben wir uns todmüde in den Kissen.