Wir wachen nachts zwar ein paar Mal auf, können jedoch immer wieder einschlafen und stehen dann tatsächlich erst um 08 Uhr morgens auf. Ich habe im Bett schon ein wenig den Tagesausflug geplant: Auf dem Programm steht der rund 3.200 Quadratkilometer große Joshua Tree National Park - benannt nach den stacheligen Josua-Agaven, die dort in bestimmten Gegenden zu finden sind. Hier trifft die Mojave-Wüste auf die Colorado Desert und im Sommer kann es über 50 Grad heiß werden. Wir ziehen dagegen bei kühlen 13 Grad und Sonnenschein los. Zunächst zuckeln wir zum nächsten Supermarkt, um uns mit Getränken und Lebensmitteln einzudecken. „Ralphs“ hat bei bestimmten Produkten eine schier unglaubliche Auswahl: in einem Regal buhlen beispielsweise Dutzende verschiedener Kuchen um Aufmerksamkeit - in Plastik verpackt, in quietschebunten Farben, an ihrem fingerdicken Überzug erstickend. Brrrr... An einer anderen Theke finden sich wiederum Dutzende in Plastik verschweißte Sandwiches - kein einziges davon vegetarisch. Ich kaufe schließlich (neben Nüssen und Trockenobst) Guacamole und Pitabrot, Olaf versorgt sich mit Sushi.
Anschließend lassen wir das palmenbestandene, von niedrigen Häusern (laut Reiseführer eine „seltsame Mischung aus spanischem Kolonialstil und Architektur im „Desert Modern“-Stil der 1950er) geprägte, propere Palm Springs hinter uns, kommen an ausgedehnten hässlichen Windparks vor schroffer Bergkulisse vorbei und erreichen nach einer guten Stunde Fahrt auf dem Highway 62 das Städtchen Joshua Tree. Am dortigen Visitor Center kaufen wir einen Pass, der gleich für mehrere Nationalparks gilt. Wir wollen uns gerade zum Westeingang des Parks aufmachen, als wir glücklicherweise von den Besitzern des neben uns parkenden Autos darauf aufmerksam gemacht werden, dass unser hinterer Reifen zu wenig Luft hat. Tatsächlich. Er ist fast platt! Und das gleich an unserem ersten Tag - das haben wir noch nie erlebt. Da weder mein Mann noch ich besonderes handwerkliches Geschick in die Wiege gelegt bekommen geschweige denn jemals einen Reifen repariert oder gar selbst gewechselt haben, brauchen wir also fachmännische Hilfe. Der Nationalpark muss warten; eine Panne in der Wildnis ist das Letzte, was wir wollen.
Nach kurzer Befragung des Internets stelle ich fest, dass es mehrere Reparaturwerkstätten in Joshua Tree gibt. Die erste ist geschlossen, doch bei der zweiten haben wir mehr Glück. Ein Automechaniker unterbricht seine Arbeit und erbarmt sich unser bzw. unseres schlappen Reifens. Schnell ist dieser abmontiert, der Übeltäter - eine Schraube - ausfindig gemacht und beseitigt, das Loch geflickt und wir können erleichtert den Nationalpark erkunden. Und dieser ist ziemlich spektakulär: Da gibt es Ebenen, die von Hunderten der stachelbürstigen Josua-Agaven bevölkert werden, gewaltige Felsblöcke, die so aufeinandergestapelt sind, als hätte ein Riese damit gespielt, bizarr verdrehte Baumskelette... Wir halten immer wieder an und folgen zunächst dem Hidden Valley Trail, der durch ein Wunderland an mal sanft gerundeten, mal blättrig geschichteten Felsformationen führt, vorbei an Yucca- und Nolina-Pflanzen. Später fahre wir hinauf zu dem auf 1.581 Meter gelegenen Keys View, von dem aus man einen schönen Blick hinüber auf den schneebedeckten Gipfel des San Jacinto und auf das Coachella-Tal hat. Einen weiteren Stopp legen wir unweit des Jumbo Rocks Campground beim Skull Rock ein, der - wie sein Name schon sagt - wie ein gigantischer Totenkopf geformt ist. Beim Cholla Cactus Garden erwarten uns Tausende Kakteen, die wir aus sicherer Entfernung beäugen und in der Nähe des südlichen Ausgangs führt bei Cottonwood Spring ein kurzer Pfad zu gigantischen Fächerpalmen.
Nach diesem wunderschönen Tagesausflug kehren wir nach Palm Springs zurück, wo wir abends im „Miro´s“ speisen - bei 11 Grad im Freien! Erträglich nur dank diverser Heizpilze und kuschlig warmer Decken. Das Essen schmeckt recht gut, aber die Preise sind höher als in München. Man merkt, dass in Palm Springs viele Millionäre leben!