Der Wetterbericht hat es angekündigt und genau so ist es gekommen: Es schneit ununterbrochen. Der Zion Scenic Drive ist gesperrt, ebenso der Kolob Canyons Scenic Drive, die dortigen Visitor Centers haben geschlossen. Im Bryce Canyon, dem wir gerne noch einen Besuch abstatten möchten, sind viele Straßen nicht befahrbar. Bei der schlechten Sicht lohnt sich die zweistündige Hinfahrt sowieso nicht. Wir richten uns also auf einen entspannten Tag in Springdale ein. Zwischendurch auch nicht das Schlechteste!
Zunächst einmal frühstücken wir ausgiebig und amüsieren uns dabei über einen Vorgang, der uns gestern schon aufgefallen ist. Frühstücksbüffet gibt es hier bis 10 Uhr. Wir sind daran gewöhnt, dass Hotels bei so einer „Deadline“ normalerweise immer ein Auge zudrücken. Man wird darauf aufmerksam gemacht, dass das Büffet bald abgeräumt wird, man wird gefragt, ob man sich noch etwas holen möchte, man hat immer ein paar Minuten länger Zeit. Nicht in den „SpringhillSuites“: Um Punkt 10 Uhr werden die Türen zum Büffet-Raum geschlossen, wir können die Uhr danach stellen. Wer zu spät kommt, hat das Nachsehen. Geradezu preußische Ordnung hier!
Die nächsten Stunden verbringen wir auf dem Zimmer. Ich bin tatsächlich mal faul, während Olaf fleißig weiter die enorme Menge an Fotos sichtet, aussortiert und ordnet, die ich ihm ständig beschere. Immerhin raffe ich mich irgendwann zum Training auf der Matte auf, was bei der konstant hohen Kalorienzufuhr durch Erdnussbutter, Pizza, Nachos und Co. auch dringend nötig ist.
Am Nachmittag wagen wir uns hinaus und fahren eine halbe Stunde durch verschneite Landschaft in eine Ortschaft mit dem klangvollen Namen Hurricane, die den Luxus eines Kinos besitzt. Im gähnend leeren „Coral Cliffs Cinema 8“ fragt uns der junge Angestellte neugierig, woher wir kommen und bemerkt ganz verzückt: „I love your accents!“
Olaf hat einen Film für uns ausgesucht, der perfekt zu dem kalten Wetter passt: „Cold Pursuit“, ein in den tief verschneiten Rocky Mountains spielender Actionthriller. Ich bin anfangs etwas skeptisch, als mein Mann mir den Trailer zeigt. Das sieht ganz nach dem fünfzigsten „Liam Neeson als einsamer Rächer“-Ballerfilm aus. Dank des kräftigen Schusses schwarzen Humors und der Einführung einiger skurriler Gestalten (und Todesarten) à la „Fargo“ ist der Film letztendlich aber doch recht unterhaltsam.
Nach der Vorführung düsen wir in „unsere“ Kleinstadt zurück und gehen zum Abendessen in das nette Lokal „Porter‘s Smokehouse and Grill“, dessen Wildwest-Motto sich überall widerspiegelt: An den Holzbalkenwänden hängen Gewehre, Wagenräder und Totems, Geier lungern über den Gästen, Road Runner und Coyote sind auch mit von der Partie. Wir lassen uns die leckeren Burger mit Pommes schmecken. Wenn das essenstechnisch so weitergeht, darf ich mich bald jeden Tag auf der Matte verausgaben!
Als abschließende Worte der Weisheit möchte ich noch einen Spruch zum Besten geben, den ich aus dem „Wilden Westen“ mitgenommen habe: „Cowgirls are like barbwire, handle carefully.“ Wieder was gelernt heute!