Tag 17, 27.02. A Room with a View


Kaum bin ich heute morgen auf den Beinen, gilt mein erster Blick aus dem Fenster natürlich der Golden Gate Bridge. Ein prachtvolles Bauwerk ist die berühmte rostrote Hängebrücke, welche den Norden San Franciscos mit dem Süden von Marin County verbindet. Trotz ihrer 887.000 Tonnen Gewicht wirkt sie luftig und elegant.


Im Laufe des Tages schaue ich immer mal wieder nach der Schönen. Heute bleiben wir nämlich im Hotel und wollen uns nach den letzten Tagen, wo ein Highlight das nächste jagte, ein wenig Ruhe gönnen. Zunächst genießen wir entspannt das für amerikanische Verhältnisse üppige Frühstücksbüffet. Keine Pappwaffeln, kein Saft aus dem Automaten, keine Erdnussbutter. Dafür endlich mal wieder frische, aufgeschnittene Früchte und Naturjoghurt! Wunderbar!


Zurück auf dem Zimmer kümmern wir uns um den Blog und die Website. Irgendwann meldet sich jedoch mein chronisches HHS, das von Olaf gefürchtete Hummeln-im-Hintern-Syndrom. Der Ausbruch des HHS hat schon bei früheren Urlauben für Verstimmung gesorgt, wenn ich eine meterlange Liste mit Sehenswürdigkeiten abarbeiten, Tausende von Kilometern auf einer namibischen Schotterpiste zurücklegen oder meinen Mann ins fünfzigste schottische Schloss schleifen wollte. In den letzten Jahren habe ich diesen Drang ganz gut unter Kontrolle, aber manchmal wird er doch wieder übermächtig. So wie heute Nachmittag. Eine Stimme flüstert in meinem Kopf: „Der Aufenthalt hier ist so kurz und es gibt sooo vieles anzusehen, also schwing’ gefälligst deinen Hintern raus und besichtige, was das Zeug hält!“ Ich entscheide mich also, alleine loszuziehen und die unmittelbare Umgebung zu Fuß zu erkunden. Kaum ist jedoch der Entschluss getroffen, fängt es stark zu regnen an. Ich hoffe auf eine Besserung des Wetters, aber die Schauer halten an. Bequemlichkeit und HHS liefern sich einen Ringkampf, doch als sich auch noch Kopfschmerzen und Müdigkeit auf die Seite der Bequemlichkeit schlagen, muss das HHS beleidigt seine Niederlage akzeptieren. Ich bleibe also im Hotel und bin tatsächlich mal faul.


Am Abend kann ich meinem HHS als Geste der Versöhnung dann doch noch eine Sehenswürdigkeit bieten. Olaf und ich essen nämlich in der „Waterbar“ zu Abend, von der aus man einen tollen Blick auf die hell erstrahlende Bay Bridge hat. Über 25.000 LEDs an den Stahlkabeln der Hängebrücke funkeln wie silberne Spinnenfäden. Unser Restaurant selbst kann sich ebenfalls sehen lassen: In zwei riesigen Wasserzylindern tummeln sich Fische und auch hier ist die Küche für alle einsehbar. Sie zaubert Leckeres für uns: Jakobsmuscheln mit Gnocchi sowie Seezunge mit Pastinakenschaum und Spätzle (!) für mich, Fischsuppe und Yellowtail für Olaf. Es lebe die kulinarische Vielfalt der Großstadt!