Unseren Besuch im Yosemite Park haben wir zeitlich perfekt gelegt, denn heute regnet es kräftig, in höheren Lagen soll es schneien. Da mein Mann und ich erwiesenermaßen aus Zuckerguss sind, haben wir keine Lust, bei dem schlechten Wetter durch die Gegend zu wandern oder Straßen zu befahren, für die man im Zweifel Winterreifen oder gar Schneeketten braucht.
Also verwandeln wir uns (gar nicht widerwillig) in Faultiere zurück, frühstücken spät und lümmeln auf dem Bett, am Kaminfeuer und im Salon herum. Da die meiste Zeit über keine anderen Gäste zu sehen sind, fühlt es sich fast so an, als wären wir die Schlossherren. Im Erdgeschoss habe ich den ganzen Salon für mich allein, breite mich und meine Siebensachen auf den bequemen Sesseln aus und widme mich dem Blogschreiben. Ab und an schaut einer der superfreundlichen Angestellten vorbei, serviert mir Pfirsichtee sowie Gebäck und fragt, wann mir die Zimmerreinigung denn genehm wäre. Auch die Managerin erkundigt sich nach eventuellen Wünschen. Es ist mir fast schon peinlich, so umsorgt zu werden und ich bedanke mich gefühlt zum hundertsten Male.
Mein Mann verlässt zwischendurch das Anwesen, um sich im Ort die Haare schneiden zu lassen und kehrt später frisch geschoren und leicht gegelt zurück. Nachmittags gönnen wir uns beide noch einmal eine einstündige Aromaöl-Massage im Art déco-„Tempel“.
Als die Zeit des Abendessens näher rückt, sind Olaf und ich uneins: Er möchte gerne noch einmal drüben in der Kellerbar essen, ich lieber zum „Casa Velasco“ in den Nachbarort Bass Lake fahren. „Schon wieder mexikanisches Essen“, stöhnt Olaf und gibt dann doch nach. Zunächst finden wir das Restaurant gar nicht, weil es ein wenig von der Straße zurückversetzt liegt. Ich frage eine Supermarktkassiererin nach dem Weg und schließlich sehen wir ein „Open“-Schild in der Dunkelheit leuchten. Unsere Mahlzeit im schlichten „Casa Velasco“ ist zwar die billigste auf der bisherigen Reise (27 Dollar inclusive Getränke und Trinkgeld), aber leider auch das schlechteste mexikanische Essen, das ich in den USA probiert habe: Ein in der Mikrowelle mäßig aufgewärmter, mit fader Gemüsepampe gefüllter Burrito, den ich nur mit viel Sauerrahm und Guacamole hinunterbekomme. Mein Mann vertilgt tapfer seinen Hühnchen-Burrito und verkneift sich jegliche berechtigte Kritik, beschließt aber endgültig, sich auf der weiteren Weltreise nicht mehr zum Mexikaner schleppen zu lassen. Übrigens ist dieses Lokal ebenfalls eine Empfehlung unseres gestrigen Guides. Es bleibt zu hoffen, dass Glenn nicht auf Restaurantkritiker umsattelt...