Tag 28, 10.03., Goodbye USA, bonsoir Tahiti


Dass wir uns tatsächlich auf Weltreise befinden, wird uns eigentlich heute erst so richtig bewusst - am Flughafen von San Francisco. Mit 28 Tagen Dauer ist der USA-Aufenthalt ein Rekord für uns: die längste Reise, die wir je gemeinsam unternommen haben. Normalerweise würden wir spätestens jetzt zurück nach München fliegen. Stattdessen geht es erst so richtig los, drei Viertel unserer Reisezeit liegen noch vor uns! Französisch-Polynesien, wir kommen! Wärme, wir kommen! Die Zeit bis zum Flug um 14 Uhr vertreiben wir uns in der schicken Lounge der Fluggesellschaft „United“, wo ein umfangreiches Büfett mit Sushi, leckeren Salaten und Brownies lockt.


Als wir es uns ein wenig später im Flugzeug bequem gemacht haben, wandelt unser braungebrannter Pilot Captain Wallace T. Watts durch die Gänge, begrüßt die Passagiere und drückt jedem von uns ein Dankeskärtchen mit seinem Namen und seiner Email-Adresse (für eventuelle Fragen) in die Hand. So eine Servicehaltung erleben wir zum ersten Mal. Mit deutlicher Verspätung heben wir in San Francisco ab, weil wir noch auf Gäste einer Maschine aus Denver warten müssen. Die acht Stunden Dauer vergehen tatsächlich „wie im Flug“. Olaf guckt Filme, ich puzzele, höre Musik und schlafe für ein paar Stunden.


Gegen 20:30 Uhr landen wir auf Tahiti und werden von schwülwarmer Luft empfangen. Im Flughafengebäude von Papeete heißt ein Musikerduo die Neuankömmlinge mit Südsee-Klängen willkommen, zu denen sich eine Tänzerin anmutig bewegt. Bei der Passkontrolle stutzt der Beamte, als er unsere grünen Pässe sieht, blättert irritiert darin herum und stellt dann haargenau die gleiche Frage wie der amerikanische Kontrolleur in San Francisco: „Why does your passport look like this?“ Ich befürchte, wir werden diese Nachfragen auf unserer Weltreise noch häufiger hören. Man erwartet von Deutschen eben das dicke bordeauxrote Büchlein und keinen dünnen grünen Plastiklappen. Als ich die Sachlage (alte Pässe gestohlen, vorläufige Pässe durchs Konsulat ausgestellt) geschildert habe, gibt der Beamte sich zum Glück mit der Erklärung zufrieden.


Wir holen unser Gepäck vom Band, erleichtern den Geldautomaten um ein paar Tausend Pazifische Francs und lassen uns vom Taxi zum „InterContinental Resort“ bringen, das nur ein paar Minuten vom Flughafen entfernt liegt. In der Lobby erwartet mich beim Anblick der Pagen ein kleiner (aber nicht unangenehmer 😉) Kulturschock: Die jungen Männer tragen die typischen Baumwolltücher namens Pareos als Röcke um ihre Hüften gewickelt und präsentieren ansonsten ihre nackten, mit diversen Tätowierungen geschmückten Oberkörper. Spätestens jetzt begreift mein Gehirn, dass die Vereinigten Staaten mit ihren Gepflogenheiten gaaaanz weit weg sind. 


Mit „Manava“, dem tahitianischen Wort für „Willkommen“, begrüßt uns die freundliche Rezeptionistin am Schalter und wickelt die Check-In-Prozedur zügig ab. In einem Wägelchen werden wir und unser Gepäck anschließend zu dem mehrstöckigen Gebäude befahren, in dem sich unser Zimmer befindet. Als wir die Nummer 185 betreten, schlägt uns kühle Luft aus der Klimaanlage entgegen und mein hitzeempfindlicher Mann seufzt entzückt: „Aaaah, hier bleibe ich!“ Morgen Nachmittag fliegen wir dann zu unserem eigentlichen Ziel Bora Bora weiter...