Ich wache nachts ein paar Mal auf und höre starken Regen auf das Dach unseres Bungalows prasseln, doch als ich mich aus dem Bett wälze, ist der Spuk vorbei. Von der Terrasse aus bewundere ich erst einmal den unglaublich schönen Blick auf die Lagune, deren Wasser in einem intensiven Türkiston schimmert, und auf die üppig bewachsene Hauptinsel mit ihren aufragenden Bergzacken aus Vulkangestein. Nur Mont Otemanu verhüllt schüchtern seine Spitze mit einer Decke aus Wolken.
Bora Bora leitet sich übrigens vom tahitianischen „Pora pora mai te pora“ ab, was „von den Göttern geschaffen“ bedeutet, und bezeichnet das Atoll in seiner Gesamtheit. Die Zentralinsel umgibt ein vorgelagerter Korallensaum mit rund 30 aufliegenden Motus - kleine Riffinseln, die gerade so über die Wasseroberfläche ragen und auf denen sich diverse Luxushotels wie unser „Four Seasons“ angesiedelt haben.
Natürlich kann ich nicht widerstehen, ein Bad in der Lagune zu nehmen. Auf der unteren Plattform unserer Terrasse klettere ich eine Leiter hinunter und gleite von ihrem Ende aus ins 30 Grad warme, klare Wasser. Herrlich! Nach diesem nassen Vergnügen spazieren wir wenig später über den langen Steg in Richtung Motu. Unser Frühstück nehmen wir im halboffenen Restaurant „Tere Nui“ ein. Wie bereits auf Tahiti ist das Büffet so üppig, das man gar nicht weiß, für welche der Köstlichkeiten man sich zuerst entscheiden soll. Ich schwelge in exotischenFrüchten mit Müsli und Joghurt und genieße ein Omelett, gefolgt von einem ebenfalls frisch zubereiteten Crêpe. Olaf bestellt sich Eggs Benedict mit Lachs.
Derart gestärkt sind wir bereit für eine kleine Erkundungstour durch das weitläufige Resort. Zuerst sehen wir uns den wellenförmigen Pool an, der von mehreren geräumigen Cabañas mit Tagesbetten gesäumt ist. Geschwungene Wege führen uns durch blühende Vegetation, kleine Brücken spannen sich über die künstlich geschaffene Ruahatu-Lagune, in deren türkisgrünem Wasser und von Menschenhand angelegten Korallengarten viele Fischarten Zuflucht suchen - hier sind sie nämlich vor großen Raubfischen sicher. Am Rande der inneren Lagune liegt die elegant gebogene Aherenoa-Kapelle mit wunderschönem Blick auf das geradezu leuchtende Wasser, einzelne Palmen und die Berge der Hauptinsel.
Wir statten auch der ungeschützten Seite des Motus einen Besuch ab, an der sich die Wellen des wilden Pazifik brechen. Hier befindet sich auch das architektonisch interessante Spa. Bei der freundlichen Rezeptionistin buchen wir für morgen Vormittag eine polynesische Massage und ich lasse mir zudem für den heutigen Nachmittag einen Termin fürs Augenbrauen- und Wimpernfärben geben. Wenige Stunden später finde ich mich also wieder beim Spa ein und werde von einer freundlichen Französin zu einem Raum im ersten Stock geleitet. Bevor sie mit der Behandlung beginnt, fragt sie vorsichtshalber noch einmal nach meinen Wünschen. Ich hätte also ein Augenbrauen-Waxing gebucht? Und was würde ich mir eigentlich unter dem Waxing meiner Wimpern vorstellen? Ich starre die Dame erst einmal entgeistert an und kläre sie dann auf, dass ich Wimpern und Brauen nur gefärbt haben möchte. Sie sollen nicht entfernt werden!!! Die Französin bedauert die babylonische Sprachverwirrung und gibt zu, sie habe sich schon gewundert... Leider wird Färben vom Spa nicht angeboten und so ziehe ich unverrichteter Dinge - zum Glück nach wie vor im Vollbesitz meiner Gesichtsbehaarung - wieder von dannen.
Auf dem Rückweg zum Zimmer schaue ich bei den Concierges vorbei, denn ich möchte mich nach einer ganz bestimmten, vom Hotel anpriesenen Aktivität erkundigen: dem Fallschirmspringen - angesichts der göttlichen Szenerie bestimmt eine spektakuläre Angelegenheit. Leider ist der Preis in Höhe von 1.300 Dollar mindestens ebenso spektakulär, sodass mein Interesse daran augenblicklich erlischt. Den restlichen Nachmittag über genießen wir den Luxus unseres Wasserbungalows und sehen vom Bett aus zu, wie die Sonne langsam hinter der Hauptinsel versinkt - trotz der Wolkendecke ein schöner Anblick. Belkheir hat nicht zu viel versprochen!
Am Abend besuchen wir das „Arii Moana“-Restaurant, wo wir auf der Terrasse sitzen, aufs Meer schauen und vorzüglich speisen: Jakobsmuscheln und Foie Gras als Vorspeise, Spargelrisotto sowie Surf & Turf als Hauptspeise, Tiramisu und Mandarinen-Schoko-Traum als Dessert. Das Abendessen ist in unserem Halbpension-Paket inklusive, die Getränke allerdings nicht. Deren Preise haben es auch in sich: Für Rotwein werden schon mal 32 Dollar verlangt - pro Glas wohlgemerkt. Wir studieren die Weinkarte und können ob des deutlich besseren Preis-Leistungs-Verhältnisses guten Gewissens gleich eine ganze Flasche Chianti bestellen. Na, dann Prost oder vielmehr Manuia!