Mein lieber Mann wird heute fünfzig Jahre alt! Aufgrund der Zeitverschiebung von elf Stunden trudelten schon gestern Abend viele Glückwunsch-Botschaften für ihn aus Deutschland ein...
Olafs Jubeltag auf Bora Bora beginnt morgens mit einem leckeren Frühstück, gefolgt von einer polynesischen Massage für uns beide im Spa. Dieses ist architektonisch interessant gestaltet: Hinter dem aus runden Holzblöcken bestehenden Empfangstresen und einem wabenartig strukturierten Sichtschutz erstreckt sich ein langer Flur. Auf seinen beiden Seiten streben dunkle, mit Stäben besetzte Holzwände, hinter denen sich Umkleide- und Behandlungsräume verbergen, in luftige Höhen. Der Bau soll einem Kahaia-Baum nachempfunden sein. Für mich hat er jedoch etwas Strenges, fast schon Sakrales an sich - ein hölzernes Kirchenschiff, an dessen Ende jedoch kein Altarraum wartet, sondern ein spitz zulaufendes Portal, durch das wir ins Freie gelangen. Auf der rechten Seite eines Holzstegs befindet sich ein Häuschen mit dem uns zugedachten Behandlungsraum. Seine bodentiefen Fenster gewähren einen schönen Blick auf den anbrandenden Ozean, durch die geöffneten Schiebetüren dringt das Rauschen der Wellen. Es lullt uns in den nächsten fünfzig Minuten ein, während die Therapeutinnen ihre Unterarme, Ellenbogen und Hände einsetzen, um unsere Verspannungen zu lösen. Wir genießen die langen, fließenden Bewegungen, die mich an meine Lieblingsmassage, die hawaiianische Lomi Lomi Nui, erinnern. Leider vergeht die Zeit viel zu schnell! Von Kopf bis Fuß eingeölt, entspannen wir ein Weilchen im Ruheraum auf der anderen Seite des Stegs. Als wir das Spa verlassen wollen, wird dem Geburtstagskind noch ein Fläschchen Massageöl überreicht.
Zurück auf dem Zimmer ist es dann an mir, Olaf zu beschenken. Zuerst singe ich ihm ein Ständchen, dann bekommt er seine Geburtstagskarte und einen Gutschein: Im Sommer werden wir gemeinsam ein Konzert von Rod Stewart besuchen. Zu guter Letzt überrasche ich ihn noch mit einem besonderen Programm für den Nachmittag und Abend...
Um 17:15 Uhr brechen wir zu einer Sunset Cruise auf. Am Landungssteg warten schon ein hübsches weißes Auslegerkanu und sein Skipper Stephen auf uns. Der gut gelaunte, runde Polynesier hilft uns ins Boot, wo wir es uns vorne auf der gepolsterten Liegefläche bequem machen, und überreicht mir anschließend einen Kranz aus rosafarbenen Blüten. Mit ein wenig Verspätung trage ich also doch noch Blumen im Haar! Stephen wirft den Motor an und gleitet mit uns über das ruhige Wasser der Lagune. Wir halten zunächst auf die Hauptinsel zu und fahren dann in Richtung Nordwesten zu ihrem Ende, um einen besseren Blick auf den Sonnenuntergang zu haben. Zwar macht uns die zunehmend starke Bewölkung einen Strich durch die Rechnung, nichtsdestotrotz ist die Bootstour wunderschön! Wir lassen uns den warmen Wind um die Nase wehen, genießen bei einem Becher Rum-Punsch die Szenerie und lauschen Stephen, der auf seiner Ukulele spielt und dazu mit melodischer Stimme traditionelle Lieder singt.
Als die Dämmerung anbricht, steuert der Skipper auf ein unbewohntes, üppig bewachsenes
Inselchen namens Motu Ha‘apiti iti und legt dort an. Auf dem Steg nimmt uns eine Polynesierin mit rotem Blumenkranz auf dem Haupt in Empfang und führt uns über den schmalen Uferstreifen aus
Sand zu einem schilfgedeckten kleinen Pavillon, der knapp über dem Wasserspiegel zu schweben scheint. Dort wartet ein reich mit Blüten geschmückter, bereits gedeckter Tisch auf uns. Wir
bestellen Rotwein und Wasser und bekommen innerhalb der nächsten Stunde ein leckeres polynesischen Menü serviert: Kokosbrot und Brotfruchtsuppe (die wie Kartoffelbrei aussieht und schmeckt)
als Vorspeise, einen saftig-knackigen Salat mit rohem Thunfisch als Zwischengericht, gefolgt von einem Grillteller mit Hühnchen, Mahi Mahi und pikanten Garnelen, allerlei Gemüse sowie Reis im
Bananenblatt. Die Nachspeise besteht aus einem Obstspieß, gekochter Banane in Kokosmilch und einem Fruchtmus. Wir sind bereits kurz vorm Platzen, als Stephen auch noch mit einem Schokokuchen
anrückt und für Olaf zu den Klängen seiner Ukulele „Happy Birthday“ singt. Übrigens ist das schon der zweite Geburtstagskuchen des Tages, denn auch das „Four Seasons“ hat Olaf mit einer
Schoko-Eistorte überrascht!
Kaum haben wir zu Ende gegessen, öffnet der Himmel seine Schleusen. Zeit, die Zelte abzubrechen! Stephen und die Kellnerin packen in Windeseile alles zusammen, beladen das Boot und dann legen wir auch schon ab. Nach einer circa 20-minütigen Fahrt durch Dunkelheit und Regen kommen wir wieder bei der Lobby des „Four Seasons Resort“ an und verabschieden uns von den beiden Polynesiern - nicht ohne ihnen herzlich für den wunderbaren Abend gedankt zu haben.
Angesichts des unangenehmen Wetters lassen wir uns ausnahmsweise im Buggy zum Wasserbungalow bringen, anstatt wie üblich zu Fuß zurückzuschlendern. Auf dem Zimmer bekommt mein Mann noch eine Geburtstags-WhatsApp von unserer zuckersüßen Hündin Momo (dem Pflegefrauchen sei Dank ) und freut sich richtig drüber. Wir vermissen die liebe Maus, die in der bayerischen Heimat geblieben ist, mittlerweile sehr - obwohl wir sie in guten Händen wissen. Vor dem Zubettgehen bedankt Olaf sich bei mir für die Geschenke und das Verwöhnprogramm. Ein wunderschöner Tag neigt sich dem Ende zu...