Unser erster voller Tag in Neuseeland beginnt mit einem guten Frühstück und ausgiebigen Plaudereien. Im Gästewohnzimmer, von dem aus man einen schönen Ausblick auf die Skyline von Auckland und den Hafen hat, sitzen bereits Linda und Rob am Tisch, zwei nette Amerikaner, mit denen wir sofort ins Gespräch kommen. Wir sprechen über unsere Reisen und zeigen schmachtend Bilder unserer jeweiligen Hunde her. Apropos: Den B&B-Besitzern gehört ein Saluki, ein hübscher Windhund, der uns bereits gestern Abend freundlich begrüßte und recht freigiebig Bussis verteilt. Es ist so schön, mal wieder eine feuchte Hundeschnauze zu spüren oder einfach nur das Ticken von Krallen auf dem Holzboden zu hören! Zumindest ein kleiner Ersatz für unsere Momo...
Gastgeber Bart klinkt sich von der offenen Küche aus immer mal wieder ins Gespräch ein und bereitet nebenbei Omelettes nach unseren Wünschen zu. Nach dem Frühstück nimmt er sich viel Zeit, um uns über die Sehenswürdigkeiten der Umgebung zu informieren. Zurück auf dem Zimmer recherchiere ich selbst ein wenig herum und bekomme dabei einen akuten Schub des berüchtigten HHS (Hummeln-im-Hintern-Syndrom): Es gibt hier viel zu viele lohnende Ziele und reizvolle Aktivitäten! Wandern auf Rangitoto Island, Vögel beobachten auf Tiritiri Matangi Island, Weinverkostung und Ziplines auf Waiheke Island, Bummeln durch den Stadtteil Devonport, Besichtung der Waitakere Ranges sowie der pittoresken Strände im Südwesten, eine Tour durch das Auckland War Memorial Museum... Unmöglich, das alles in drei Tagen zu schaffen! Kreisch! Ich bekomme richtiggehend schlechte Laune. Für welche Orte und Aktivitäten soll ich mich denn nun entscheiden, und was fällt hinten runter? Mein Mann greift rettend ein, indem er Ordnung in das Chaos bringt und klipp und klar sagt, was ihn alles NICHT interessiert. Dementsprechend wird gnadenlos aussortiert. Als wir einen groben Plan für die nächsten Tage haben, fühle ich mich wieder besser.
Am Nachmittag erkunden wir Auckland und Umgebung erst einmal für zwanzig Minuten aus der Vogelperspektive, und zwar mittels eines uralten Wasserflugzeugs, das sich vom Hafen aus in die Lüfte erhebt. Wir haben eine guten Blick auf den hübschen Stadtteil Devonport und auf das Häusermeer der größten Metropole Neuseelands - knapp 1,5 Millionen Menschen und damit ein Drittel der Gesamtbevölkerung lebt hier. Auckland, von den Maori „Tamaki Makau Rau“ (Tamaki der hundert Liebenden, bezogen auf die fruchtbare Landenge und die Wasserwege, die Reisende in alle Richtungen bringen) genannt, ist die Stadt der Vulkane: Der Ort und seine Umgebung sind mit rund fünfzig der heute grünen Hügel übersät. Der älteste Vulkan spuckte vor 150.000 Jahren Lava aus, der jüngste und zugleich größte schuf bei seinem Ausbruch vor 600 Jahren Rangitoto. Wir überfliegen die dicht bewaldete Insel, den deutlich erkennbaren Krater und die dunklen Lavafelder und kommen auch an der sehr unregelmäßig geformten Insel Motuihe vorbei, die während des Ersten Weltkriegs als Internierungslager für Deutsche verwendet wurde. Danach lenkt unser junger Pilot Luke die Maschine über den Hauraki Gulf zu Browns Island mit einem der am besten erhaltenen Vulkane im Auckland Volcanic Field. Sein Schlackenkegel mit dem tiefen Krater lässt mich an ein starrende Auge denken. Bevor wir wieder landen, bewundern wir noch die hervorragenden Ausblicke auf die Wolkenkratzer des Central Business Districts, den Sky Tower - das Wahrzeichen Aucklands -, den Jachthafen Bayswater Marina sowie die vielbefahrene Harbour Bridge. Ein wirklich lohnenswerter Ausflug!
Fliegen macht anscheinend hungrig und so suchen wir uns gleich am North Warf ein Restaurant. Im luftigen „Pescado“ bestellen wir uns eine sämige Meeresfrüchte-Suppe und einen leckeren Rote-Beete-Halloumi-Salat. Den in der Vitrine präsentierten Desserts können wir leider auch nicht widerstehen: Olaf isst einen imposanten Karottenkuchen, ich genieße eine warme Apfel-Samosa mit Vanillesauce.
Mit vollem Magen lassen wir uns per Uber im zähen Berufsverkehr zum großen „Countdown“-Supermarkt in der Quay Street bringen. Ich versorge mich in der dortigen Apotheke mit Sonnencreme und purem Aloe Vera-Gel für meine verbrannten Hautstellen. Anders als in den USA werden wir hier auch bei Elektrolyten fündig, die sowohl als Pulver als auch als Brausetabletten vorrätig sind.
Nach unserem Einkauf kehren wir erst einmal zum B&B zurück, doch kurze Zeit später brechen wir schon wieder auf. Olaf hat nämlich für uns einen Tisch im Restaurant „Parnell 149“ reserviert. Es befindet sich in der hübschen Einkaufsstraße Parnell Road, wo in historischen Häusern schicke Geschäfte untergebracht sind. Die Temperaturen um die 19 Grad fühlen sich so angenehm an, dass wir uns entscheiden, im Freien zu essen. Da wir ja erst drei Stunden vorher zu Mittag gegessen haben, wähle ich etwas Kleines: Kartoffelspalten mit Sauercreme und etwas Gemüse. Olaf entscheidet sich für Fisch. Bereits jetzt stellen wir fest, dass wir hier - anders als in den USA - gute Qualität für vernünftige Preise bekommen. Es ist angenehm, mal nicht angesichts astronomischer Rechnungen vom Stuhl zu fallen!