Wir schlafen lange und genießen es, zur Abwechslung mal keine Essenszeiten einhalten zu müssen. Die Privatsphäre in unserem Häuschen ausnutzend, speisen wir ganz gemütlich im Schlafanzug. Mittlerweile ist Olaf ganz froh über meinen Großeinkauf - schließlich beschert er ihm ein üppiges Frühstück: Frische Früchte mit Beeren und Naturjoghurt, Spiegeleier, Parmaschinken, Käse, Tomaten etc.
In unserem Badezimmer gibt es den Luxus einer Waschmaschine. Ich freue mich tatsächlich, unsere Sachen mal wieder selbst waschen zu können und benutze zum ersten Mal in meinem Leben einen Toplader. Zum Glück ist er einfacher zu bedienen als der Gasherd! Das Ding gurgelt und rülpst dermaßen laut, dass mir angst und bange wird, doch zum Glück setzt es weder den Boden unter Wasser, noch fliegt es mir um die Ohren.
Bislang verhält sich mein HHS erstaunlich ruhig, ich genieße tatsächlich einfach nur unser gemütliches Zuhause mit dem hübschen Ausblick und mache nebenher ein wenig Hausarbeit. Erst gegen 16 Uhr verlassen wir unser Refugium und fahren gut zwanzig Minuten zur Opito Bay am Kerikeri Inlet, wo wir unser Auto abstellen. Zunächst bleiben wir ein paar Minuten am Strand der hübschen Bucht. Auf dem ruhigen blauen Wasser schaukeln weiße Boote, ein paar Kinder planschen im flachen Wasser, eine Oma traut sich tiefer hinein, ein älterer Mann spielt mit seinem Hund Fußball. Nachdem wir diesen friedlichen Ort verlassen haben, schlagen wir einen Weg ein, der zunächst in vielen Stufen den bewaldeten Hang hinaufführt und dann in weniger anstrengendem Auf und Ab zum Tareha Point an der westlichsten Spitze der Halbinsel führt. Einst existierte hier ein Pā, ein mit Holzpalisaden befestigtes Dorf der Maōri, heute erkennt man nur noch den früheren Befestigungsgraben. Die wie der Bug eines Bootes geformte Aussichtsplattform gewährt wunderschöne Ausblicke auf die grünen Hügel im Süden der Purerua Peninsula, die sanft zum grünblauen Wasser des Te Puna Inlets abfallen, auf Moturoa Island und diverse kleinere Inseln in der zentralen Bay of Islands sowie auf das Kerikeri Inlet.
Olaf und ich gehen den Pfad ein Stück zurück und dann trennen wir uns: Er nimmt den direkten Weg zum Auto, ich steige zur idyllischen, kleinen Lizard Bay hinunter. Der von Einheimischen „Lizzie“ genannte Kiesstrand liegt im weichen Licht der Nachmittagssonne völlig verlassen da. Eine Bucht ganz für mich allein! Ich ziehe Schuhe und Socken aus und wate in das angenehm kühle Wasser. Aaaah, wunderbar... Genau das Richtige, bevor ich den steilen Rückweg in Angriff nehme.
Mein Mann wartet zum Glück noch auf mich und wir kehren zu unserem Zuhause auf Zeit zurück. Mein Entdeckungsfieber ist noch nicht ganz abgeflaut, deshalb gehe ich zu den „Beach Huts“ hinunter, die ebenfalls zu den „Seaside Escapes“ gehören. Die winzigen, momentan nicht bewohnten Hütten liegen an einem anderen Strand als unseren. Ich erspähe eine bunt gestreifte Hängematte, die in einem Baum unweit des Wassers befestigt ist, und kann nicht widerstehen. Erneut ziehe ich die Schuhe aus, mache es mir in der Matte bequem und höre mein neuestes Lieblingslied, „Mortel“ von Fishbach, in Dauerschleife. Ich bin so darin versunken, dass ich zunächst kaum bemerke, dass ein Boot den Strand ansteuert: Vanessa und ihre Familie kommen von ihrem Ausflug zurück.
Nach einer kurzen Plauderei wechsele ich von der einen zur anderen „Hammock“ und mache mich ans Kochen: Es gibt Bratkartoffeln mit mediterranem Gemüse. Gerade als wir mit dem Essen fertig sind, kratzt einer der Terrier an unserer Tür und schaut, ob er etwas vom Tisch abstauben kann. Schlechtes Timing, mein Lieber, wir haben alles aufgefuttert! Zum Trost stecke ich ihm ein bisschen Käse zu, worauf er einigermaßen befriedigt wieder von dannen zieht. Im bequemen Schaukelstuhl schreibe ich den Blog über den heutigen Tag zu Ende. Hurra, es ist noch nicht mal 22 Uhr! Ich verabschiede mich und lege mich jetzt auf die faule Haut... oder chille, falls man das Wort mit fast 40 überhaupt noch benutzen darf.