Der neue Morgen beginnt mit regnerischem Wetter, das sich leider den ganzen Tag über nicht verziehen wird. Kurze trockene Phasen wechseln sich mit Schauern ab. Was also tun? Auf längere Wanderungen im Regen verzichten wir dankend, eine erneute Bootstour muss auch nicht sein. Wir beschließen, erst einmal zu shoppen. Ich habe es geschafft, auf der bisherigen Reise schon zwei Hosen zu „schrotten“ und brauche dringend Ersatz. Auch Olaf hätte nichts gegen neue Beinkleider einzuwenden.
Wir fahren also gegen Mittag erneut nach Whitianga und stöbern dort im großen „Warehouse“. Tatsächlich werden wir beide fündig und verlassen das Kaufhaus mit einem ganzen Packen neuer Klamotten: zwei kurze Hosen für mich, zwei lange Hosen und zwei Shirts für Olaf. Im Supermarkt nebenan decken wir uns noch mit Getränken ein und hasten durch den Regen zum Auto. Mein Mann hätte jetzt nichts dagegen, zu unserer Unterkunft zurückzufahren, aber mein HHS meldet sich mit Macht. Ein Tag völlig ohne Besichtigungen? Schwer zu ertragen.
Mir zuliebe machen wir also noch eine kleine Tour. Zunächst fahren wir nach Norden bis zum kleinen Küstenort Kuaotunu, wo wir um halb vier auf der Terrasse von „Luke’s Kitchen“ ein verspätetes Mittagessen oder sehr frühes Abendessen einnehmen. Das Lokal mit seinem rustikalen Holzmobiliar versprüht den lockeren Charme einer Surferbude, die jungen, braun gebrannten Angestellten mit ihren verwegen verwuschelten langen Haaren sehen so aus, als seien sie vor zehn Minuten noch auf ihrem Board auf der Welle geritten. Wir vertilgen genüsslich die leckeren Pizzen und machen uns anschließend auf den Weg zum östlich gelegenen Otama Beach. Trotz des Regens steigen wir aus und gehen ein paar Schritte den hellen, kilometerlangen Strand entlang. Außer uns halten sich nur ein paar Angler an seinem westlichen Ende auf, wo markante Felszacken aus dem Meer ragen. Das schlechte Wetter tut der ruhigen Schönheit des Ortes keinen Abbruch, das Meer schimmert in elegantem Silbergrau.
Auch der nächste Strand weiter östlich hat seinen Reiz: In der Opito Bay mit Blick auf die Mercury Islands säumen einige mächtige pōhutukawa (Neuseeländische Weihnachtsbäume) den breiten Sandstreifen.
Über eine Schotterstraße fahren wir in südlicher Richtung weiter. Wirkte die Gegend hinter Kuaotunu schon verlassen, kommen wir uns jetzt wirklich wie am Ende der Welt vor. Keine Häuser mehr, nur steile, bewaldete Hügel, über die die Piste in engen Kurven bis zur Matapaua Bay führt. Hier tauchen überraschenderweise doch wieder ein paar (Ferien-)Häuschen auf, die aber verlassen wirken. Im mittlerweile stärker gewordenen Regen lässt sich kein Mensch an dem hübschen Strand blicken, nur die Möwen zeigen sich unbeeindruckt vom Wetter und scheinen hier eine kleine Zusammenkunft abzuhalten.
Nach dieser Sightseeingtour gibt mein HHS Ruhe und ich kann meinen Segen zur Rückkehr nach Hahei geben. Den restlichen Abend verbringen wir ganz gemütlich auf unserem Zimmer.