Wir lieben Frans „deutsches“ Frühstück: Es ist herrlich, mal wieder Käse, Wurst, Lachs und normales Brot zu essen - nicht immer nur Marmelade, Toast, Müsli und Ei! Nachdem wir uns den Bauch vollgeschlagen und dabei wieder angeregt mit der Hausherrin geplaudert haben, brechen wir zu unseren heutigen Ausflugszielen auf.
Wir fahren zunächst in Richtung Riwaka und nehmen dann den State Highway 60, der sich in endlosen Kurven und ausgesetzten Stellen den Takaka Hill hinaufschraubt. Hier möchte man nicht von der Straße abkommen! Wir halten am kleinen Parkplatz beim Hawkes Lookout und spazieren durch einen lichten Wald mit korrodiertem Marmorgestein, das bizarre Riffeln und Falten aufweist. Die Plattform am Ende des Weges gewährt schöne Ausblicke auf die Tasman Bay, den Ort Motueka sowie auf die Bergkuppen der Richmond Range und des Kahurangi National Parks.
Unser nächster Stopp gilt den Ngarua Caves, die nur im Rahmen einer Führung besichtigt werden können. Wir bekommen schicke weiße „Bauarbeiterhelme“ als Kopfschutz und steigen um Punkt 12 Uhr über eine Treppe ins elf Grad kühle Reich der Finsternis hinab. Ein rutschiger, feuchter Weg führt uns 300 Meter lang durch das wunderschöne Höhlensystem, durch enge Durchlässe und geräumige „Säle“. Unzählige Stalaktiten in allen Größen hängen von der Decke - als glatte Speere, mit blumenkohlartiger Oberfläche, manche wie faltige Tücher -, ihnen recken sich phallusartige Stalagmiten entgegen. Sobald sie sich vereint haben, bilden sie schlanke Säulen. Unglaublich, wenn man bedenkt, wie viel Zeit vergehen musste, bis eine derartige Pracht entstand. Unser Guide Dave zeigt uns ein Stalaktitchen, das für seine Länge von 2,5 Zentimetern ganze 80 Jahre gebraucht hat!
Wir kommen auch an mehreren Skeletten von Kiwis und den ausgestorbenen Laufvögeln namens Moas vorbei (Ihr erinnert Euch: die Weibchen der Gattung Dinornis, die mit bis zu 3,50 Metern Körpergröße wie Monster-Emus aussahen, konnten ein Gewicht von über 200 Kilogramm erreichen), die vor Tausenden von Jahren durch Löcher in die Höhle fielen und nie wieder herausfanden. Wie undurchdringlich die Dunkelheit hier unten ist, führt Dave uns vor Augen, als er für ein paar Minuten alle Lichter ausknipst. Wir sehen rein gar nichts, sind von absoluter Schwärze umgeben. Eine unangenehme Situation... Jeder ist froh, als die Höhle wieder ins Licht der Scheinwerfer getaucht ist. Kurz vor dem Ende des Weges zeigt Dave uns noch eine witzige kleine Steinformation am Boden, die aussieht wie ein Spiegelei. Kurz darauf klettern wir die steile Leiter zum Ausgang hinauf - eine Aktion, bei der Olaf und ich unsere Helme gut gebrauchen können, weil wir uns beide die Köpfe anstoßen. Im Freien erwartet uns eine markante Karstlandschaft, die als Drehort für den „Hobbit“ diente. Auf dem Rückweg zum Parkplatz kommen wir an diversen Sinkhöhlen und tiefen Löchern vorbei. Kein ungefährliches Terrain.
Wir fahren noch bis zum Harwood Lookout weiter, von dem wir einen netten Blick auf bewaldete Bergrücken sowie auf das Tal unter uns haben, und kurven anschließend die Takaka Hill Road wieder hinunter. Für unseren letzten Programmpunkt nehmen wie die Straße ins malerische Riwaka Valley, wo ein Pfad vom Parkplatz zur Riwaka Resurgence führt: Dort tritt das Regenwasser wieder aus, das oben auf dem Takaka Hügel gefallen ist und anschließend in einem unterirdischen System aus Höhlen und Spalten gesammelt und weitergeleitet wurde.
Wir spazieren auf einem Pfad durch den verzaubert wirkenden Wald - Olaf vorneweg, ich langsamer hinterher, weil ich Fotos von den Bäumen schieße. Dabei achte ich nicht darauf, wo ich hintrete... und plötzlich rutscht mein linker Fuß ins Leere, mein restlicher Körper gerät in Schieflage und rutscht hinterher. Einen Steilhang hinab! Mein Fall wird aber sogleich von ein paar mickrigen Bäumchen aufgehalten, die hier wachsen. Ich hänge also im Gestrüpp, unter mir der mehrere Meter tiefe Abgrund, an dessen Ende ein „Bett“ aus Felsen auf mich wartet. Schluck! Die dünnen Stämmchen, die mein Gewicht tragen und mein einziger Schutz vor dem Abgrund sind, geben warnend knackende Geräusche von sich. Ich muss hier schnellstens weg! Kläglich rufe ich nach Hilfe. Auftritt Superman Olaf: Er hört mein Rufen, läuft zurück, erfasst mit einem Blick die gefährliche Situation und wirft sich ohne Rücksicht auf Verluste in einem Hechtsprung auf den Schotterweg, um nach mir zu greifen und mich vor dem Absturz zu bewahren. Mit seiner Hilfe gelingt es mir, mich wieder nach oben zu ziehen. Uns beiden steht der Schreck ins Gesicht geschrieben, zitternd schließen wir einander in die Arme. Ich hätte mir diverse Knochen brechen können, von Schlimmerem gar nicht zu reden. Da hat Brittas Schutzengel wohl gerade eine Extraschicht für mich eingelegt! Mir fehlt außer einem eingerissenen Fingernagel rein gar nichts, Olaf hat sich allerdings bei seiner Rettungsaktion eine kleine Schürfwunde am Bein zugezogen. Mein Held!
Wir setzen unseren Weg trotzdem noch fort (nun deutlich vorsichtiger), bewundern den Bach, der über moosige Steine sprudelt, die Gumpen voll von klarem Wasser und erreichen schließlich die Riwaka Resurgence, wo das Wasser aus einer Höhle austritt und sich grünlich schimmernd in einem Becken sammelt. Ein heiliger Ort für die Māori. Flüsse bilden die Venen von Mutter Erde, enthalten ihr Lebensblut, ernähren alle Lebewesen und verbinden uns mit den Vorfahren. Te Puna o Riuwaka nimmt einen besonderen Status ein, weil hier die Wasser des Lebens entspringen. Über Generationen hinweg sind Māori hergekommen, um sich zu reinigen und zu heilen.
Wir verlassen den mystischen Ort, kehren zum Parkplatz zurück und fahren schnurstracks zum B&B zurück. Für heute hatten wir genug Aufregung! Um uns zu entspannen, gönnen wir uns eine wunderbare Lomi-Lomi-Massage in der brandneuen Massagehütte, die heute erst fertiggestellt wurde und nach frischem Holz duftet. Am Abend lassen wir uns ein weiteres Mal im „Hooked“ kulinarisch verwöhnen und sind dankbar, dass der Tag doch noch so glimpflich ausgegangen ist.