Olaf und ich stehen heute etwas früher auf als sonst, da wir noch unsere Koffer packen müssen. Nach dem leckeren Frühstück checken wir aus und verabschieden uns mit einem Seufzer von unserer luxuriösen Unterkunft und dem traumhaften Ausblick. Um uns das Lebewohl noch schwerer zu machen, strahlt die Sonne von einem fast wolkenlosen Himmel und bringt den See zum Leuchten.
Wir stellen unseren Mietwagen am Queenstown Airport ab, betreten die Abflughalle und reihen uns in die lange Schlange vor den Schaltern der Fluglinie Jetstar ein. Nach dem Check-In für unseren Flug nach Gold Coast und der Durchleuchtung des Handgepäcks müssen wir noch die Passkontrolle überwinden, wo die grünen Ersatz-Heftchen wieder einmal für Nachfragen sorgen. Langsam komme ich mir bei meinen Erklärungen wie eine gesprungene Schaltplatte vor!
Als sich der Airbus um die Mittagszeit in die Lüfte erhebt, wird mein Herz immer schwerer. Zum letzten Mal erhasche ich einen Blick auf den blauen Lake Wakatipu und die zackige Silhouette der Remarkables und bekomme tatsächlich feuchte Augen. Es ist so weit: Wir verlassen das atemberaubend schöne Aotearoa, dessen abwechslungsreiche Landschaften mich während unseres vierwöchigen Aufenthalts völlig verzaubert haben. Dazu kommen noch die freundlichen Bewohner, der lässige Lebensstil, eine richtig gute Qualität der Speisen und großes Glück mit dem Wetter - was will man mehr? Ich könnte mir durchaus vorstellen, hier zu leben. Das Einzige, was mich abschreckt, ist die Gefahr von Erdbeben und Vulkanausbrüchen.
In Gedanken lasse ich noch einmal meine persönlichen Neuseeland-Highlights Revue passieren: Den Sonnenuntergang in Devonport mit Blick auf die Silhouette von Auckland, den beeindruckenden, dunklen Karekare Beach westlich der Millionenstadt, unser charmantes Häuschen bei Kerikeri in Northland, der Besuch der traumhaft schönen Insel Waewaetorea in der Bay of Islands, der wild wuchernde „Jurassic Park“ im Coromandel Forest, die Achterbahn-Bootsfahrt zur riesigen Blowhole-Höhle bei Hahei, das bezaubernde Hobbiton, die Wunderwelt aus grellbunten Seen, heißen Quellen und schroffen Vulkanen rund um Taupo und Rotorua, der Fallschirmsprung über dem riesigen Lake Taupo, die eiskalte Schönheit der Südalpen, die bizarren Clay Cliffs und schließlich die atemberaubende Landschaft rund um Lake Wakatipu und am Milford Sound. Ich bin so dankbar, dass sich mein langgehegter Traum, Neuseeland zu besuchen, erfüllt hat! Und vielleicht, vielleicht kommen wir ja eines Tages wieder...
Doch nun ist erst einmal Australien an der Reihe! Nach rund drei Stunden in der Luft landen wir am Gold Coast Airport in Queensland, wo wir bis zu unserem Weiterflug am frühen Abend reichlich Zeit totschlagen müssen. Schließlich bringt uns ein weiterer Airbus von Jetstar in zwei Stunden nach Cairns und legt dabei schlappe 1.400 Kilometer zurück. Obwohl wir den ganzen Tag nichts weiter getan haben als zu sitzen, zu warten und zu essen, fühlen wir uns doch ziemlich erschöpft und sind froh, dass unsere Unterkunft, das „Lilybank Bed & Breakfast“, nur ein paar Minuten vom Flughafen entfernt liegt. Wir beziehen unser Zimmer im Erdgeschoss des historischen Holzhauses im Queenslander-Stil, von dem man euphemistisch schreiben könnte, dass es den Charme vergangener Zeiten ausstrahlt. Weniger nett formuliert: Zimmer und Bad machen einen ziemlich abgewohnten, lieblosen Eindruck. Immerhin ist es hier relativ sauber und geräumig. Und morgen brechen wir ja sowieso schon wieder auf...