Tag 69. 21.04., Frohe Ostern auf der Echsen-Insel


Langohr Numero 2 erlebt tatsächlich den Anbruch des Ostersonntags. Nach dem Frühstück gehen wir zum Strand hinunter - nicht, um Ostereier im Sand zu suchen, sondern um unser Dinghy in Empfang zu nehmen. Wir möchten heute nämlich den Westen der Insel erkunden: Casuarina Beach, bei dem sich gerne Schildkröten aufhalten, sowie One Tree Coconut Beach. Es kommt jedoch anders. Als wir auf „Liz 4“ klettern, informiert uns eine Mitarbeiterin des Wassersport-Teams, dass aufgrund des starken Windes heute nur Watson’s Beach angefahren werden darf. Olaf und ich machen enttäuschte Gesichter. Da waren wir doch vor ein paar Tagen schon! Aber gut, Sicherheit geht vor. 


Bald merken wir auch, dass das Fahrverbot für gewisse Bereiche nicht übertrieben ist. Kaum haben wir nämlich den Schutz der Anchor Bay verlassen, wird das Meer unruhig und lässt unsere schwach motorisierte Nussschale auf- und abtanzen. Wir kommen trotzdem wohlbehalten an unserem Ziel an, wo das Wasser ungeachtet der kräftigen Windböen ganz zahm ist. Nachdem wir unsere Sachen ausgeladen haben, machen wir es uns im Schatten der Bäume auf unseren mitgebrachten Klappstühlen bequem und genießen den Blick auf das türkis leuchtende Meer. Später vertilgen wir die Köstlichkeiten (Salate, Garnelen, Hühnchen) aus der Kühlbox, während zwei Möwen unser Festmahl gierig beäugen. Ich zerteile eine Garnele und werfe die Bröckchen in Richtung unserer gefiederten Nachbarn, die erstaunlich geschickt darin sind, die Leckerbissen noch im Flug aus der Luft zu klauben.


Nach dem Essen schlüpfe ich in meinen Stinger Suit und schnorchele erneut zu den Clam Gardens. Da noch Flut herrscht, habe ich heute die Möglichkeit, nicht nur die Ränder zu erkunden, sondern über dem Riff zu schweben. Eine schöne Erfahrung: Neben vielen Fischen, wogenden Anemonengärten in Blassorange und tiefblauen Korallen sehe ich bestimmt zwanzig Riesenmuscheln. Ihre „Lippen“, die dunklen Mantellappen, sind mit leuchtend grünen Punkten gesprenkelt. Die meisten Riesenmuscheln, die ich zu Gesicht bekomme, haben keine Gesellschaft von Artgenossen, doch ein paar Kolosse wachsen dicht an dicht in Dreiergruppen. Auf meinem Rückweg zum Strand erhasche ich sogar noch einen Blick auf einen mittelgroßen Hai, der flink seine Runden dreht und viel zu schnell wieder aus meinem Sichtfeld verschwindet.

 

Nachdem ich an Land gestakst bin, beladen Olaf und ich unser Boot und tuckern zur Anchor Bay zurück. Den Nachmittag verbringen wir mit Blog schreiben (ich), Lesen (ich), iPad-Spielen (ich), Filme gucken (Olaf), Musik hören (Olaf) und Schlafen (Olaf). 


Unser letzter Sonnenuntergang auf Lizard Island kann sich sehen lassen: Nur ein paar Wölkchen verzieren den Himmel im Westen und hindern den Sonnenball nicht daran, seinen orangeroten Zauber wirken zu lassen. Der Wolkenkoloss über Chinaman’s Ridge im Osten erstrahlt zur Hälfte in Lachsrosa. Als wir kurz darauf zum Essen gehen, verglimmt am Horizont gerade das letzte Gelborange in der Abenddämmerung.


Am Büffet warten heute wieder diverse Köstlichkeiten auf uns: eine reiche Auswahl an Meeresfrüchten, Salaten und Antipasti. Als Hauptspeise bestelle ich Zucchini-Chips in Tempurateig mit Feta, Olaf wählt den gegrillten Schwertfisch. Eine Käseplatte und in flüssige Schokolade getunkte Früchte runden das wie immer sehr schmackhafte Essen ab. 


Als wir aufs Zimmer zurückkehren, finden wir auf dem Bett eine Abschiedskarte sowie ein Schächtelchen vor, das wir neugierig öffnen. Ein putziger, goldbraun glänzender „Lizard“ aus Bronze kommt zum Vorschein. Was für ein hübsches Geschenk!