Wir stehen heute erst relativ spät auf - schließlich scheint uns keine aufgehende Sonne mehr ins Gesicht. Um zehn Uhr frühstücken wir fürstlich im „Legend“: Am Büffet ist alles vorhanden, was das Herz begehrt: Früchte, Bircher Müsli, Joghurt, Crêpes, frisch zubereitete Eierspeisen, Gebäck, verschiedene Brotsorten, herzhafte Speisen wie Baked Beans und Kartoffelecken... Lecker! Dazu gibt es tierischen Besuch: Kleine Täubchen belagern die gut abgedeckten Speisen, leuchtend smaragdgrüne Geckos huschen über die Holzbalken neben den Tischen.
Als ich mir später den hoteleigene Strand ansehe, entdecke ich unter einer Sonnenliege sogar zwei Langohren, die sich im Schatten aneinanderkuscheln. Die Bucht Petite Anse Kerlan ist - wie der Name schon verrät - zwar klein, aber dafür paradiesisch. Sie wird von formschönen Granitfelsen eingerahmt, türkis leuchtendes Wasser kräuselt sich auf hellem, feinen Sand, von den kräftigen Ästen des dichten Baumbestands hängen ein paar kreisrunde Liege-„Nester“ für Hotelgäste. Ich muss natürlich gleich eines ausprobieren, klettere hinein und schaukle ein wenig hin und her. Obwohl die „Luxushängematte“ sehr bequem ist, bleibe ich nicht lange, weil ich noch kein Sonnenschutzmittel aufgetragen habe.
Die nächsten Stunden verbringen wir im kühlen Zimmer. Olaf sortiert Bilder aus - eine Arbeit, die während der Zeit auf dem Katamaran liegengeblieben ist -, ich lese und fröne meinen Lieblingsspielen auf dem iPad. Als ich am Nachmittag zur Bucht zurückkehren möchte und mich gerade dick mit einer zähen Zinkoxid-Sonnencreme (ein Überbleibsel aus Neuseeland) eingerieben habe, fängt es leider zu regnen an. Ich setze mich also auf den überdachten Balkon statt an den Strand.
Rechtzeitig zum Sonnenuntergang wird das Wetter wieder besser und ich komme doch noch in den Genuss der Petite Anse Kerlan. Während des prächtigen Farbenspiels am Himmel steige ich ins warme Meer und plansche in der verwaisten Bucht. Plötzlich erspähe ich in zwei, drei Metern Entfernung von mir mehrere Flossen, die immer mal wieder aus dem Wasser auftauchen. Gehören sie etwa zu kleinen Haien? Die Neugierde ist stärker als das Unbehagen und so schwimme ich auf meine tierischen Nachbarn zu. Sie huschen schnell davon und sammeln sich an einer anderen Stelle, aber ich meine an ihrer Form zu erkennen, dass es sich um Stachelrochen handelt. Nun, dann wohl doch besser Abstand halten! Als ich wieder an den Strand zurückkehre, drehen ein paar Flughunde ihre Runden am Abendhimmel.
Ab halb neun Uhr speisen wir im À-la-carte-Restaurant „The Nest“, das auf der felsigen Halbinsel zwischen der Petite und der Grande Anse Kerlan thront und sich auf kreolische Küche spezialisiert hat. Olaf wählt Tintenfisch-Salat, Angus Beef und ein Kokos-Dessert, ich eine Gemüse-Tartine, ebenfalls das Rinderfilet und leckere Bananen-Zimt-Streusel mit Eis. So richtig diszipliniert sind wir heute Abend also nicht...