Lange dauert mein Schlummern nicht an, denn gegen 4 Uhr Ortszeit landen wir bereits auf dem brandneuen Flughafen von Istanbul. Müde schleppen wir uns durch das riesige Areal, bis wir endlich am Transferbereich ankommen und dort erneut eine Sicherheitskontrolle passieren. Anschließend besuchen wir die überaus schicke Lounge von „Turkish Airlines“ und nehmen dort ein frühes Frühstück ein. Mit reichlich zeitlichem Puffer brechen wir dann in Richtung unseres Abfluggates auf - eine weise Entscheidung, weil wir eine kleine Weltreise unternehmen müssen, um dorthin zu gelangen. Nach insgesamt drei Kilometern haben wir unseren Morgenspaziergang in Istanbul beendet und erscheinen gerade rechtzeitig zu Beginn des Boardings. In der Business Class des Airbus 330 erwartet uns ein Déjà-vu: gleiche Sitzreihe, gleiche Sitze, gleiche schräge Anordnung wie im vorigen Flieger. Olaf schlummert sofort erschöpft ein. Verspätet heben wir um halb acht Uhr ab. Sobald wir uns nicht mehr im Steigflug befinden, schalte ich das „Bitte nicht stören“-Schild ein, lege mich hin und hole ebenfalls etwas Schlaf nach. Um viertel vor neun deutscher Zeit landen wir an dem Ort, von dem wir vor einer halben Ewigkeit aufgebrochen sind: dem Flughafen München.
Nachdem wir unsere Koffer vom Band geholt haben, nehmen wir uns ein Taxi, das uns in die Stadt bringt. Wir halten kurz bei der Arbeitsstelle meiner Freundin an. Es ist so schön, als Britta strahlend ins Foyer kommt und wir uns endlich wieder in die Arme schließen! Sie übergibt mir die Haustürschlüssel (unsere eigenen Schlüssel wurden ja in San Francisco gestohlen) und anschließend setzen Olaf und ich die Taxifahrt fort, bis wir in unserem kleinen Wohnort südlich von München ankommen und bei unserem Grundstück aussteigen. Als wir Mitte Februar aufbrachen, lag im Garten noch Schnee. Jetzt grünt und blüht er mit aller Macht.
Es fühlt sich vertraut und zugleich ein wenig fremd an, als wir das stille Haus betreten, das all die Monate im Dornröschenschlaf lag. In der Küche wartet eine superliebe Überraschung von Britta: Sie hat für uns Lebensmittel eingekauft, den Kühlschrank gefüllt und sogar einen Kuchen für uns gebacken, den ein „Willkommen daheim“-Schildchen ziert. Ich bin gerührt... So macht Heimkommen Freude!
Olaf und ich stürzen uns nach dem Frischmachen gleich in die Arbeit: Post durchsehen, Koffer ausräumen, einkaufen. Während Olaf sich beim Friseur von seiner „Haar-Matte“ trennt, sortiere ich schon Wäsche (es sind wahre Berge!) und werfe die Waschmaschine an. Auch am Pool gibt es einiges zu tun. Der Tag vergeht rasend schnell und schon ist es 17 Uhr und somit an der Zeit, unser Fellkind abzuholen. Im Cabrio brausen wir bei sonnigem Wetter und angenehmen Temperaturen zu Momos Ersatzfamilie im Nachbarort. Bei mir mischt sich Vorfreude mit einem bangen Gefühl: Wird unsere Hündin uns gleich erkennen? Wird sie beleidigt sein? Oder freut sie sich? Zum Glück ist Letzteres der Fall: Momo stürzt sich wedelnd auf uns, springt uns an, ist vor Freude ganz aus dem Häuschen. Ohne zu zögern läuft sie mit uns mit, springt ins Auto und kuschelt sich dann auf der Rückfahrt in meine Arme. Es tut so gut, sie wieder bei uns zu haben!
Heute Abend werden wir mein Mann, Momo und ich uns mit Britta zum Abendessen treffen und ein wenig unser Wiedersehen feiern. Bevor ich diesen Blog jedoch beende, möchte ich noch ein kleines Resümee ziehen. Was nehmen Olaf und ich aus der dreieinhalb Monate andauernden Weltreise mit?
Erstens empfinden wir Dankbarkeit: Wir sind dankbar, in Deutschland zu leben, wo es sauberes Trinkwasser, freie Wahlen, wenig Korruption, keine absolute Armut, keine drohenden Vulkanausbrüche oder Erdbeben gibt.
Zweitens verspüren wir Staunen und Ehrfurcht angesichts der überwältigenden und gleichzeitig fragilen Schönheit unserer Welt, die sich in der Natur ebenso widerspiegelt wie in den von Menschenhand geschaffenen Bauten und Kunstgegenständen.
Drittens hat sich spätestens bei unserer Reise durch Asien eine gewisse Demut herauskristallisiert. Man ist seiner westlichen Lebensweise so verhaftet, dass man diese automatisch als allgemeingültig voraussetzt und selten hinterfragt. Gerade in China, Japan und Nepal - Ländern mit einer unendlich reichen Geschichte - wurden wir teilweise mit völlig anderen Verhaltensregeln, Traditionen und Auffassungen konfrontiert. Eine heilsame Erfahrung. Wer sind wir, dass wir leichtfertig über andere Kulturen urteilen, nur, weil sie uns fremd erscheinen? Reisen kann wirklich dabei helfen, über den eigenen Tellerrand zu blicken und an seiner Toleranz zu arbeiten.
Viertens hat mir die lange Abwesenheit von der deutschen Heimat gezeigt, was ich vermisse und was mir wichtig ist. Mir fehlte weder unser Haus noch die schicke Einrichtung oder der hübsche Garten. Daran habe ich kaum einen Gedanken verschwendet. Auch ohne das schöne Bayern und meine Lieblingsrestaurants konnte ich gut leben. Was - oder besser wen ich - mitunter schmerzlich vermisste, waren meine Freunde, meine Familie, meine Band, meine Bauchtanzladies, meine Spanischgruppe und weitere liebe Bekannte sowie last but not least unser liebes Flauscheteilchen Momo. Es sind die Menschen (und unser Fellkind), die zählen, die für mich Zuhause ausmachen. Ich freue mich irrsinnig über bzw. auf das Wiedersehen mit ihnen - so unglaublich, atemberaubend schön, erfüllend und spektakulär die vergangenen dreieinhalb Monate auch waren.
Zum Schluss möchten Olaf und ich uns bei allen bedanken, die in Gedanken mit uns mitgereist sind, uns über das Gästebuch oder andere Kanäle nette Kommentare zukommen ließen, im Tagebuch geschmökert und sich durch die zahllosen Fotos geklickt haben. Herzlichen Dank für Euer Interesse und Eure „Reisebegleitung“!
Besonderer Dank gebührt meiner lieben Freundin Britta. Ich konnte nur deshalb so unbeschwert reisen, weil sie sich in unserer Abwesenheit um die Post, tropfende Wasserhähne, nicht funktionierende Alarmanlagen, wichtige Medikamentenlieferungen nach Neuseeland, Schmutzwäsche-Pakete im deutschen Zollamt und das Nachsenden eines neuen Schutzengels kümmerte. Du bist die Beste!!!
Und zum Schluss noch ein paar Worte an meinen Reisepartner, Weggefährten und lieben Mann Olaf: Wir waren ein tolles Team! Die zahllosen Highlights haben wir gemeinsam genossen, alle Tiefs mit vereinter Kraft bewältigt - wie wir das seit mittlerweile 18 Jahren tun. Danke für die Harmonie zwischen uns, für deine Nachsicht meinen Hummeln gegenüber und deine unkomplizierte Art. Wann planen wir eigentlich die nächste Weltreise... *zwinker*?